Was ist Mentoring?
Mentoring ist ein erprobtes und wirkungsvolles Instrument der gezielten Nachwuchsförderung, insbesondere der Förderung von Frauen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Seit den 1970er Jahren in den USA entwickelt, erfreut sich das Instrument in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum zunehmender Beliebtheit. Die Ursprünge des Begriffs „Mentoring“ stammen aus der griechischen Mythologie. Bei der Form des Paar-Mentoring wird eine weniger erfahrene Frau (Mentee) von einer erfahreneren Frau (Mentorin) begleitet. In dieser Förderbeziehung hat die Mentorin den Auftrag, ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihr Kontakte an die Mentee weiterzugeben und sie in ihren Entscheidungen zu unterstützen.
step! was ist das?
step! ist ein Mentoringprogramm für Studentinnen der Philosophisch-Historischen Fakultät und der Fakultät für Psychologie. Es baut auf den Erfahrungen des erfolgreich durchgeführten Pilotprojekte StEP (20062007) und step! 20082009 auf, erweitert das erste Pilotprojekt aber um weitere Elemente, wie z.B. das Some-to-One-Mentoring, das Peer-Mentoring sowie die studentische Eigeninitiative. step! wird von Prof. Dr. Sabine Maasen (Programm Wissenschaftsforschung) geleitet. Die Koordination des Projektes hat Katharina Dräger inne.
Wann startet das Programm und wie lange dauert es?
Das Programm beginnt im November 2010 und endet im Dezember 2011.
Warum ein Mentoring-Projekt für Frauen an der Philosophisch-Historischen und Psychologischen Fakultät?
Nach wie vor entscheiden sich mehr männliche als weibliche Studierende nach dem Studienabschluss für eine akademische Karriere. Zwar erwerben an den geisteswissenschaftlichen Fächern deutlich mehr Frauen als Männer einen zur Promotion qualifizierenden Abschluss, dennoch ist diese Verteilung auf den weiteren akademischen Stufen bis zur Ebene der Professuren nicht mehr wiederzufinden. Im Gegenteil: das Verhältnis von Studienabschlüssen zu Doktoratabschlüssen ist in den Geistes- und Sozialwissenschaften deutlich schlechter als in anderen Fachbereichen. Während sich das Verhältnis in den Geistes- und Sozialwissenschaften auf Doktoratsstufe um nahezu 20% zugunsten von männlichen Doktorierenden verschiebt (zur Veranschaulichung im Zeitverlauf: Frauenanteil Studienabschluss im 2000: 64,6%; Frauenanteil Doktoratabschluss 5 Jahre später 2005: 46%), bleibt der Anteil an Doktorandinnen in anderen Fachbereichen den Studienabschlüssen in etwa entsprechend oder steigt zugunsten der Frauen (z.B. Naturwissenschaften: Anteil Frauen Abschluss Diplom in 2000 38,6%, Doktorat in 2005 39,7%; Wirtschaftswissenschaften 23,4% zu 22,9% oder technische Wissenschaften 18,2% zu 19,1%; vgl. Abschlüsse der universitären Hochschulen 2005, Bundesamt für Statistik 2006). Die geisteswissenschaftlichen Fächer verfügen zwar über ein grosses Potenzial an sehr gut ausgebildeten Wissenschaftlerinnen auf der ersten universitären Ausbildungsstufe, verlieren dieses Potential aber bereits auf der zweiten akademischen Stufe. Im Vergleich zu anderen Fachbereichen gelingt es deutlich seltener, den weiblichen Nachwuchs aufzufangen und zu einer akademischen Karriere zu motivieren. Die Fördertätigkeiten der öffentlichen Hand konzentrieren sich seit Jahren auf Fachbereiche, in denen der Frauenanteil zwar besonders gering ist, deren Chance auf die Aufnahme einer akademische Laufbahn im Verhältnis zu den Abschlüssen jedoch vergleichsweise gut sind. Dabei besteht die Gefahr, dass die Problematik der von Frauen gut besuchten Fächer zu stark aus dem Blickfeld verschwindet. Tatsache ist aber, dass die Chancen einer Studentin der geisteswissenschaftlichen Fächer mit einem Doktorat abzuschliessen deutlich schlechter ist als in anderen Fachbereichen, namentlich als in den Naturwissenschaften oder den Ingenieurwissenschaften, den klassischen Förder-Fachbereichen.
Die betroffenen Studentinnen sind sich dieser Problematik durchaus bewusst. Die Evaluation des Programms StEP zeigt, dass an der Philosophisch-Historischen Fakultät, sowie an der Fakultät für Psychologie gegenwärtig die Nachfrage nach Mentoring-Angeboten am stärksten ist. Verglichen mit ihren Kolleginnen aus den Naturwissenschaften arbeiten Geisteswissenschaftlerinnen nur selten projektbezogen in Teams. Statt in Projekte, in Labor- und Feldarbeit eingebunden zu sein, arbeiten sie weitgehend isoliert von anderen WissenschaftlerInnen und sind zumeist unzureichend vernetzt. Isolation und fehlende Vernetzung sind in den Geisteswissenschaften die wichtigsten Gründe für die relativ hohe Abbruchrate während dem Doktorat. Neben Mentoringprogrammen auf Doktorat-Ebene sind daher Angebote während der Studienzeit erforderlich, um potentielle Nachwuchswissen-schaftlerinnen für eine akademische Laufbahn zu sensibilisieren und ihnen das notwendige Werkzeug in die Hand zu geben. Gerade bezüglich Netzwerken ist festzuhalten, dass stabile, gut funktionierende Netzwerke nur sehr langsam wachsen und schon in der Studienzeit aufgebaut werden sollten.
step! was ist neu?
step! baut auf den Erfahrungen der beiden studentischen Programme „womentoring“ und „StEP“ auf, ergänzt die erfolgreichen Konzepte jedoch um weitere Elemente, um den studentischen Bedürfnissen an der Universität Basel besser zu entsprechen. Das Konzept der in ein Rahmenprogramm eingebundenen One-to-One Mentoringbeziehung bleibt bestehen. Die wichtigsten neuen Elemente neben der längeren Programmdauer sind:
+ Der Einbezug von Gruppenmentoring (Some-to-One) in das Programm. Nicht alle Studentinnen brauchen die intensive Betreuung wie sie das One-to-One Mentoring bietet. Vor allem in der ersten Studienhälfte stellen sich Fragen allgemeiner Art, die im Gruppenmentoring optimal aufgegriffen werden können.
+ Das Peer-Mentoring. step! versteht die Mentorinnen und Mentees nicht nur als Teilnehmerinnen einer Mentoringbeziehung sondern als Mitglieder von Peer-Gruppen. step! wird in Zusammenarbeit mit einer externen Coaching-Fachperson die Teilnehmerinnen in ihrer Arbeit als Peer-Gruppen regelmässig begleiten. Bei der konkreten Ausarbeitung und Durchführung des Kursmoduls „Kollegiales Coaching“ wird step! auf die Erfahrungen und Kompetenzen aus dem erfolgreichen Projekt PRO->WISS (20012007) zurückgreifen können.
+ Die studentische Eigeninitiative. Stärker als bisher sollen die Teilnehmerinnen an der Programmausgestaltung selbstverantwortlich mitwirken. So wird es Aufgabe der Mentees sein, Workshops auszuwählen und zu organisieren. Die Mentees werden zudem stärker in die Pflicht genommen, selbst auch als Mentorin zu wirken, sei es im laufenden Programm als Peer, oder in späteren Programmen im Mentoring-Duo (Beraten-werden-und-selbst-beraten).
Wer ist angesprochen?
step! richtet sich an alle interessierten Studentinnen der teilnehmenden Fakultäten an der Universität Basel als Mentees. Ausgewählt werden Studentinnen (max. 30 Teilnehmerinnen), die zu aktiver Auseinandersetzung mit ihrer Laufbahnplanung bereit sind, Interesse an berufspolitischen Fragen haben, am Aufbau eines Netzwerkes interessiert sind sowie den Wissenschaftsbetrieb ‚von innen her’ kennenlernen möchten, und bereit sind, das Programm aktiv und langfristig mitzutragen. Das heisst vor allem: Dass sie bereit sind, nicht nur das laufende Programm als Mentees mitzugestalten, sondern auch bereit sind, in künftigen Programmen als Peers und Mentorinnen mitzuwirken, so dass sich ein 'rollierendes System’ von Beraten-werden-und-selbst-beraten ergibt, mithin: ein Netzwerk von Expertise und Verantwortlichkeit (Aufbau eines Mentorinnenpools). Das Alter der Teilnehmerinnen ist kein Ausschlusskriterium.
Die zweite Zielgruppe sind die Mentorinnen (max. 15 Teilnehmerinnen) bestehend aus Assistentinnen, Doktorandinnen oder auch Habilitandinnen. Von ihnen werden die Bereitschaft und die Fähigkeit erwartet, auf die Bedürfnisse der Mentees und auf die im Rahmen des Programms gemeinsam gesteckten Ziele einzugehen. Sie verfügen über Erfahrung in der Planung und Verfolgung der akademischen Karriere und sind in der Lage, der bwz. den Mentee/s zu Kontakten mit möglichen Schlüsselpersonen und somit zu einem realistischen Eindruck über den wissenschaftlichen Alltag zu verhelfen. Sie motivieren und unterstützen die Mentee/s zu und in der Auseinandersetzung mit einer akademischen Laufbahn und haben die Funktion einer Netzwerkerin.
Was erwarten wir von den Mentees? Was sind die Eigenleistungen der Mentee im Programm?
Verpflichtend für die Teilnehmenden Studentinnen ist die Übernahme einer Aufgabe im Gesamtprogramm (z.B. Organisation eines Workshops oder die Koordination von Mittagstischen o.ä.). So wird Wissen nicht nur konsumiert sondern in der Gruppe bereits (ein)geübt, weiterentwickelt und verbessert. Die Bereitschaft zum aktiven Engagement im Mentoring-Programm ist ausdrückliche Teilnahmevoraussetzung und die Grundlage des Aufbaus eines selbsttragenden Programms.
Was bietet step! den Mentees?
Bachelor-Stufe (<7 Semester), vorzugsweise in Gruppen-Mentoring (Some-to-One) organisiert
Primäres Ziel ist bei dieser Gruppe die verstärkte Anbindung an die Universität und die Auseinandersetzung mit der Option einer akademischen Laufbahn durch:
+ Verbesserten Zugang zu Informationsquellen, Kenntnis der Möglichkeiten für Studierende an der Universität Basel
+ Unterstützter Aufbau von Peer-Aktivitäten innerhalb der Gruppe, Methodische und organisatorische Kenntnisse
+ Kontakte zu und Erfahrungsaustausch mit anderen Studentinnen und Assistentinnen (Vernetzung)
+ Zugang zu bestehenden Netzwerken der Universität
+ Aktive Mitarbeit im Programm
Masterstufe (>6 Semester), vorzugsweise in Mentoring-Paare (One-to-One) organisiert
Bei dieser Gruppe dominiert das Ziel den Studienabschluss und den Beginn einer akademischen Laufbahn zu fördern durch:
+ Zielgerichtete Planung des Studiums und aktive Auseinandersetzung mit der Möglichkeit einer Dissertation und einer akademischen Karriere
+ Einblick in den Wissenschaftsbetrieb
+ Unterstützter Aufbau von Peer-Aktivitäten innerhalb der Gruppe, methodische und organisatorische Kenntnisse
+ Orientierung an positiven weiblichen Vorbildern, die in einer akademischen Laufbahn stehen
+ Kontakte zu und Erfahrungsaustausch mit Assistentinnen/ PostDocs/ Habilitandinnen/ Dozentinnen (Vernetzung)
+ Aktive Mitarbeit im Programm (z.B. Organisation von Workshops)
Was erwarten wir von den Metorinnen?
Neben dem Rahmenprogramm findet für Mentorinnen der obligatorische Kurs „Coaching-kompetenzen“ statt, er soll die Mentorinnen zum erfolgreichen Coaching befähigen. Gerade Doktorandinnen werden vermutlich zum ersten Mal in ihrer akademischen Laufbahn Coaching-Aufgaben übernehmen, so dass die Vermittlung dieses Know-Hows für den Erfolg des Coachings unerlässlich ist. Nur so kann die Mentoring-Beziehung wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.
Was bietet step! den Mentorinnen?
Die Mentorinnen profitieren von qualifizierenden Kursen wie z.B. Coaching- und Kommunikationskompetenzen, von der aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Karriere, dem Ausbau und der Festigung ihres eigenen Netzwerkes und von den Erfahrungen im Peer-Mentoring.
Was sind die Peer-Aktivitäten?
Die Peer-Aktivitäten setzen sich aus zwei Elementen zusammen: dem programmbegleitenden Kurs „Kollegiales Coaching“ einerseits, der die Teilnehmerinnen befähigen soll sich gegenseitig auf gleicher Qualifikationsstufe zu fördern, und andererseits aus Workshops, welche die Mentees mit Unterstützung der Projektleitung organisieren anderseits.
Der programmbegleitende Kurs "Kollegiales Coaching" für die Mentees wird auf den Erfahrungen und Kompetenzen des Projektes PRO-WISS und FokusLaufbahn der Universität Zürich aufbauen.
Die Workshops werden nach der Auftaktveranstaltung mit Unterstützung der Koordinatorin weitgehend von den Mentees in Eigenregie ausgewählt, organisiert und koordiniert. Zu Beginn des Programmdurchlaufes werden die Teilnehmerinnen über das Workshop-Budget informiert und aufgefordert es selbst zu verwalten. Zur Finanzierung eines bestimmten Workshops aus dem step! Budget ist in jedem Falle die Zustimmung der Projektleitung notwendig. Wünschenswert sind etwa 45 weiterführende Workshops im Programmdurchlauf, die der fachlichen Auseinandersetzung und der Selbstreflexion der Teilnehmerinnen dienen. Die Workshops sollen nicht nur Fach- oder Methodenkompetenzen vermitteln, sondern auch Einblicke in den wissenschaftlichen Alltag gewähren (z.B. Einladung einer Habilitandin) und so durch entstandene Kontakte Hemmschwellen abbauen.
Was ist eine Mentoring-Beziehung (One-to-One und Some-to-One)?
Die Mentees werden entsprechend ihres Studienstands in Some-to-One- oder One-to-One-Mentoring eingeteilt. Die Paar- und Gruppen-Mentoringbeziehung ermöglicht eine individuelle Förderung der Mentees entsprechend dem Studienstand, Studienfach sowie weiteren individuellen Interessen und Bedürfnissen. Zusammen mit der Mentorin wird zu Beginn des Programms eine Standortbestimmung durchgeführt, um eine Zielvereinbarung über die während der Mentoringbeziehung (18 Monate) gemeinsam zu erreichenden Ziele auszuarbeiten. Vor Beginn des Programms wird von der Koordinatorin ein Katalog vorbereitet, der Anregungen für die Aktivitäten der Mentoring-Paare enthält. Ebenso werden Leitfäden erstellt mit Anregungen zur Beziehungsgestaltung.
Die Beziehung im Mentoring-Duo bzw. der Mentoring-Gruppe wird von der Projektkoordinatorin sowie durch eine Schulung in Coachingkompetenzen für die Mentorinnen unterstützt. Struktur und Verbindlichkeit der Beziehung sowie gegenseitige Erwartungen zwischen Mentee und Mentorin werden zu Beginn, in zwei Zwischenveranstaltungen sowie am Schluss des Programms mit Hilfe von Formularen und Leitfäden geklärt, definiert und erfasst (Mindestanzahl an Treffen pro Jahr werden festgelegt, eine Ziel- und Verbindlichkeitserklärung wird erstellt, der Rahmen der aktiven Programmmitarbeit wird festgelegt, eine Zwischenbilanz gezogen, ein Abschlussgespräch geführt etc.). Die Mentoringbeziehung ist so ausgestaltet, dass sie ein für die Mentee und die Mentorin akzeptables Mass an Verpflichtung aufweist. Grundsätzlich sind die Mentoring-Paare bzw. -Gruppen jedoch frei in der Gestaltung ihrer Mentoringbeziehung, da diese stark von den jeweiligen individuellen Erwartungen, Interessen und Kapazitäten abhängt.
Was ist das Rahmenprogramm?
Nebst der Mentoringbeziehung wird das Mentoringprogramm von einem Rahmenprogramm begleitet. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist für die Mentees und Mentorinnen obligatorisch.
Das Rahmenprogramm beinhaltet eine Auftakt-, zwei Zwischen- und eine Abschlussveranstaltung, im Rahmen derer die individuellen Mentoringbeziehungen ausgestaltet sowie thematische Inputreferate erarbeitet werden. Die Veranstaltungen werden von Mentees und Mentorinnen wo nötig gemeinsam, jedoch auch getrennt besucht, da step! Wert darauf legt, dass beide Seiten (Mentees und Mentorinnen) einen stufengerechten Wissensgewinn aus ihrem Engagement im Programm ziehen können. Wichtige Eckpunkte für das Rahmenprogramm sind:
+ Die Auftaktveranstaltung soll die Teilnehmerinnen in erster Linie zu einer möglichst erfolgreichen Mentoringarbeit befähigen. Deshalb wird dort der Themenschwerpunkt auf Peer-Aktivitäten (Mentees) und Coachingkompetenzen (Mentorinnen) gelegt.
+ In der ersten Zwischenveranstaltung wird im Teil I (nur Mentees) eine erste Zwischenbilanz hinsichtlich der Peer-Aktivitäten gezogen. Probleme werden aufgegriffen und Lösungen gesucht. Im Teil II erarbeiten Metees und Metorinnen gemeinsam eine verbindliche Ziel- und Arbeitsvereinbarung für die verbliebene Programmdauer.
+ Die zweite Zwischenveranstaltung dient in erster Linie der Zwischenbilanz hinsichtlich der Zielerreichung in der One-to-Some oder One-to-One Mentoringbeziehung. Es werden Erfahrungen zum Verlauf der individuellen Mentoringbeziehung gesammelt und diskutiert.
+ An der Abschlussveranstaltung treffen sich Mentees und Mentorinnen offiziell zum letzten Mal. Die Veranstaltung wird sich an den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen orientieren und soll weitestgehend von den Mentees geplant und durchgeführt werden.